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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32-in-32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2025/26 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse der Winnipeg Jets

Nur noch mal zur Erinnerung: Die Winnipeg Jets waren das beste Team der regulären Saison 2024/25 und dominierten die gesamte NHL mit einer 56-22-4-Bilanz, einem Torverhältnis von +86 und 116 Punkten. Dieser Drive ging in den Stanley Cup Playoffs irgendwie verloren: In der Ersten Runde setzte sich Winnipeg gerade noch so in sieben Spielen gegen den krachenden Außenseiter St. Louis Blues durch (Serie: 4:3). In der Zweiten Runde war dann gegen die Dallas Stars nach sechs Spielen Schluss (Serie: 2:4). Dabei konnten die Jets kein einziges ihrer sechs Playoff-Auswärtsspiele gewinnen (0-6).

Die wichtigsten Kaderveränderungen

General Manager Kevin Cheveldayoff setzte bei den Neuzugängen auf den Faktor Erfahrung: Center Jonathan Toews (37) unterschrieb einen Einjahresvertrag. Der dreimalige Stanley Cup Champion (2010, 2013 und 2015 mit den Chicago Blackhawks), zweimaliger Olympia-Sieger (2010 und 2014 mit Kanada) und einmalige Weltmeister (WM 2017 mit Kanada) ist zweifelsohne der klangvollste Neue. Allerdings hat der Zwei-Wege-Stürmer zwischen 2023 und 2025 kein Eishockey mehr gespielt (chronisches Entzündungsreaktionssyndrom). In 15 seiner 16 NHL-Saisons (1067 Spiele, 372-511-883; zehn Playoff-Runs, 137 Spiele, 45-74-119) diente er als Kapitän und gilt als ein geborener Anführer.

Flügelstürmer Gustav Nyquist (35, Minnesota Wild) unterschrieb ebenfalls als Free Agent für ein Jahr und soll als Top-6-Scorer einen Einschlag haben. Allerdings fiel seine Tor- und Punkte-Produktion in den letzten zwei Jahren von 23-52-75 auf 11-17-28. In seiner 15. NHL-Saison will der Schwede (863 NHL-Spiele, 209-322-531; zehn Playoff-Runs, 83 Spiele, 6-24-30) an neuer Wirkungsstätte seinen Scoring-Touch wiederfinden.

VAN@NSH R1, Gm4: Nyquist wartet auf seinen Schuss und schießt ein Tor

Tanner Pearson (33, Vegas Golden Knights) gewann den Stanley Cup im Jahr 2014 mit den Los Angeles Kings und dürfte in Winnipeg in einer Bottom-Six-Rolle schlüpfen. Der Allrounder hat 13 NHL-Saisons in seiner Vita stehen (722 Spiele, 150-162-312; sechs Playoff-Runs, 59 Spiele, 9-15-24).

Die Jets müssen allerdings auch schmerzhafte Abgänge aus ihrer Presidents‘-Trophy-Mannschaft verkraften. Allen voran den von Stürmer Nikolaj Ehlers (29, Carolina Hurricanes), der immerhin viertbester Torjäger und drittbester Scorer war (24-39-63). In der Tiefe fehlen die Angreifer Mason Appleton (29, Detroit Red Wings) und Brandon Tanev (33, Utah Mammoth).

Schlüsselspieler

Mit Flügelstürmer Kyle Connor weiß Winnipeg einen 97-Punkte-Mann in seinen Reihen (82 Spiele, 41-56-97, acht Game Winning Goals). Der 28-jährige US-Amerikaner ist schnell, kreativ und torgefährlich.

Er dürfte zusammen mit Center Mark Scheifele ein festes Paar bilden. Der 32-jährige Kanadier ist ein wuchtiger Mittelstürmer (190 Meter groß, 94 Kilogramm schwer) mit hoher Spielintelligenz und eingebautem Torriecher (82 Spiele, 39-48-87, elf Game Winning Goals).

Abwehrchef ist Josh Morrissey, ein mobiler Offensivverteidiger, der aber auch in die Defensive investiert (80 Spiele, 14-48-62, +17). Der 30-jährige Kanadier erhält viel Eiszeit - auch als Quarterback im Powerplay.

Das personifizierte Rückgrat ist Torwart Connor Hellebuyck. Der 32-jährige US-Amerikaner gilt seit Jahren als Elite-Goalie, wurde dreimal mit der Vezina Trophy (bester Torwart), zweimal mit der Jennings Trophy (wenigste Gegentore) und jüngst sogar mit der Hart Trophy als MVP (wertvollster Spieler) ausgezeichnet. Dass ein Torhüter eine solche Auszeichnung erhält, sagt alles über Hellebuycks Qualitäten und seinen Wert für diese Mannschaft aus.

Spieler aus dem DACH-Raum

Gäbe es ein menschgewordenes Schweizer Taschenmesser, so wäre es Nino Niederreiter. Der 32-jährige aus Chur hat einen gefährlichen Schuss wie ein Sniper, liest das Spiel wie ein Spielmacher, arbeitet nach hinten wie ein Zwei-Wege-Stürmer und geht als Power Forward mit seiner Physis (1,88 Meter, 99 Kilogramm) immer wieder in den unangenehmen Bereich vor dem Tor, um dort Unruhe zu stiften. Auch Niederreiter war es zu verdanken, dass die Jets seit zwei Jahren eine der besten dritten Reihen in der NHL stellen. 2024/25 kam er in 82 Spielen auf 37 Punkte (17-20-37) sowie in 13 Playoff-Partien auf vier Tore und sechs Punkte (4-2-6).

Stärken

Nachdem Winnipegs Kern zusammenbleibt, ist davon auszugehen, dass sie erneut eine felsenfeste Defensive aufs Eis schicken werden. Schon 2024/25 hatten die Jets die beste Abwehr in der gesamten NHL (2,32 Gegentore/Spiel), was auch an Torwart Hellebuyck (63 Spiele, 62 Starts, 47-12-3, 2,0 Gegentore/Spiel, 92,5 Prozent Fangquote, acht Shutouts) lag. Verstecken muss sich die Offensive deshalb nicht: 3,35 Tore/Spiel bedeuteten den geteilt drittbesten Angriff (wie die Dallas Stars) sowie 28,9 Prozent auch das beste Powerplay. Hinzu kommt: Nach Winnipeg fliegt niemand gerne. Das liegt einerseits am extrem rauen Winter, aber auch an der kleinen und lauten Halle, die die Jets zur schier uneinnehmbaren Festung aufgerüstet haben: 30 ihrer 56 Saison-Siege feierten sie auf Heim-Eis.

DAL@WPG, Sp5: Hellebuyck feiert gegen Stars seinen fünften Playoff-Shutout

Verbesserungspotenziale

Nach einer derart starken Hauptrunde gibt es nur wenige Bereiche, in denen das Team aus der Provinz Manitoba zulegen muss. Überraschend eindeutig jedoch im Unterzahlspiel: 79,4 Prozent im Penalty Killing bedeuteten nur Rang 13, hier geht noch mehr. Gleiches gilt auch für Werte wie Checks (1700 Hits, Rang 18) und geblockte Schüsse (1270 Blocks, Rang T-13.), in denen die Kanadier ligaweit im Mittelfeld standen.

Vielversprechende Talente

Unter den bereits in der NHL etablierten Talenten ist allen voran Cole Perfetti (23; NHL Draft 2020, 1. Runde, 10. Stelle) zu nennen. Der 1,80 Meter große Flügelstürmer ist ein schneller Spielmacher, der jüngst ein Karriere-Jahr spielte (82 Spiele, 18-32-50) und Potenzial für mehr hat. Er ist in einer Top-6-Rolle gesetzt und könnte womöglich sogar den Sprung in die erste Reihe packen.

Eine realistische Chance auf einen Kader-Platz haben Center Brad Lambert (21; Draft 2022, 1. Runde, 30 Stelle) und Verteidiger Elias Salomonsson (21; Draft 2022, 2. Runde, 55. Stelle). Lambert wurde als Sohn einer Finnin und eines Kanadiers in Lahti geboren und wartet auf den NHL-Durchbruch. In den letzten zwei Jahren wurde er nur punktuell in der NHL eingesetzt (sechs Spiele, 0-2-2), punktete aber recht ordentlich im AHL-Farmteam Manitoba Moose (2024/25: 61 AHL-Spiele, 7-28-35). Der pfeilschnelle Mittelstürmer soll seine Defizite im Körper- und Defensivspiel aufgearbeitet haben und ist nun bereit für mehr. Salomonsson ist ein großer (1,87 Meter groß) und trotzdem sehr mobiler Zwei-Wege-Verteidiger, was eine hochspannende Kombination ergibt. Er wurde in Skellefteå geboren, beim heimischen AIK ausgebildet und bewies in seiner ersten Saison in Nordamerika, dass er keinerlei Anpassungsschwierigkeiten hat (53 AHL-Spiele, 5-22-27).

Mit Sascha Boumedienne (18; Draft 2025, 1. Runde, 28. Stelle) und Alfons Freij (19; Draft 2024, 2. Runde, 37. Stelle) wissen die Jets zwei weitere schwedische, interessante und offensiv-ausgerichtete Verteidiger in ihrer Prospects-Pipeline. Beide werden aber wohl noch ein wenig Zeit brauchen. Schneller auf NHL-Niveau dürften die Stürmer Brayden Yager (20; Draft 2023, 1. Runde, 14. Stelle), Colby Barlow (20; Draft 2023; 1. Runde, 18. Stelle) und Nikita Chibrikov (22; Draft 2021, 2. Runde, 50. Stelle) ankommen.

Playoff-Chancen

Diese sind als wiederum extrem hoch einzuschätzen. Zwar tritt Winnipeg erneut in der starken Central Division an, doch gibt es trotz des Abgangs von Ehlers keine Anzeichen nicht wieder eine starke Saison zu spielen. Im Gegenteil: Durch die dazu geholte Erfahrung erhoffen sich die Jets einen weiten Playoff-Run. Ihr weitester trug sie im Jahr 2018 bis ins Western Conference Finale (1:4 gegen die Vegas Golden Knights) - der Anspruch ist sogar, noch eine Runde weiter zu kommen.

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