Phil Pritchard ist der wohl bekannteste „Cup Keeper“, also der Hüter des Stanley Cup. Doch das Team an Bewachern, das die Hockey Hall of Fame in Toronto entsendet, ist groß. Seit drei Jahren zählt dazu auch eine Frau: Miragh Bitove ist die erste weibliche Cup-Keeperin. Sie brachte den Stanley Cup zu Nico Sturm nach Augsburg, was NHL.com/de für ein Gespräch mit ihr nutzte.
Bitove: „Natürlich ist das mein Traumjob“
Als im Presseraum der Augsburger Panther die Tür aufgeht und alle Medienvertreter mit großen Augen verfolgten, wer eintreten wird, ist es zunächst Bitove. Sie bereitet den „Sitzplatz“ für den Stanley Cup vor, breitet eine kreisrunde schwarze Decke mit NHL-Logo aus und folgt dabei dem genau vorgegebenen Protokoll.
Die Journalisten hatten sicherlich mit Phil Pritchard gerechnet, so aber sahen sie die erste weibliche Cup-Keeperin in der NHL-Geschichte.
„Seit drei Jahren mache ich die Sommer-Champions-Tour mit den Spielern. Für die Hockey Hall of Fame arbeite ich schon seit 2003. Ich reise die ganze Saison mit dem Stanley Cup, etwa für All-Star Games oder Awards, Wohltätigkeitsveranstaltungen oder Spendenaktionen. Als meine Kinder alt genug waren, konnte ich auch auf die Tour im Sommer gehen“, erklärt Bitove mit strahlenden Augen. „Natürlich ist das mein Traumjob! Alles, was ich jemals wollte, war, im Hockey-Bereich zu arbeiten. Dass ist ein großartiger Teil davon. Die Hockey Hall of Fame ist eine unglaubliche Organisation. Wenn ich nicht reise, dann freue ich mich über meine Arbeit bei unseren Ausstellungen und darüber, die Geschichte des Hockeys auf der ganzen Welt zu erzählen. Das hier ist jetzt ein schöner Teil meines Jobs im Sommer.“
Aber auch ein durchaus anstrengender: In den letzten Tagen wachte Bitove beinahe an jedem Morgen in einer anderen europäischen Stadt auf. Gleichzeitig sind die Abende lang, genauso wie die Reisen zu den Orten.
„Wir waren davor zwei Tage in Tschechien und insgesamt zwölf Tage in Europa: Schweden, Finnland, Lettland, Tschechien und Deutschland - dann zurück nach Toronto“, skizziert Bitove die Reiseroute. „Am Tag nach Nicos Cup Day geht es direkt zurück nach Kanada, wo weitere Spieler ihren Tag mit dem Stanley Cup bekommen werden.“
Respekt und genaue Regeln im Umgang mit dem Stanley Cup
Für den Umgang mit der begehrten Trophäe gibt es strikte Regeln. So darf der Stanley Cup nur von einem Spieler, der ihn gewonnen hat, hochgehoben oder gar über den Kopf gestemmt werden. Ihn zu berühren, ist eine Grauzone, wird bei engen Angehörigen der Champions aber geduldet. Bitove trägt weiße Handschuhe, wenn sie den 20 Kilogramm schweren Silberpokal anfasst - natürlich gibt es auch Notfälle, in denen hierfür die Zeit nicht reicht. Wie groß auch ihr Respekt vor dem Stanley Cup ist, wird im Gespräch sehr deutlich.
Was der Pokal auf seinen Reisen und Meisterfeiern erlebt, könnte ganze Bücher mit tollen Geschichten füllen.
„Jeder Tag ist etwas Besonderes, wir sehen auch viele verrückte Dinge“, erzählt Bitove. „Manche Essen daraus oder bereiten ein altes Familienrezept oder ihr Lieblingsessen darin zu. Andere trinken daraus und feiern. Wir sehen also auch viel Champagner. Es ist immer ein wenig anders, trotzdem gibt es viele Traditionen, die die Spieler immer wieder mit ihren Familien und ihrer Heimatstadt machen wollen.“
Im Falle von Nico Sturm blieb Bitove vor allem der private Teil in seinem Elternhaus im Gedächtnis: „Das heute Früh war wundervoll: Nico hat sein erstes Paar Schlittschuhe gefunden und sie in die Schüssel des Stanley Cups gestellt. Er hat auch noch einen Helm und Trikots seiner Juniorenmannschaft gefunden und für Fotos mit dem Stanley Cup posiert. Das war schön zu sehen.“